In dem berühmten Kapitel »Die Aporien der Menschenrechte« aus ihrem 1955 erschienenen Buch »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« setzt sich Hannah Arendt mit dem Schicksal der Staatenlosen auseinander. Sie fragt, warum sich die Menschenrechte im Augenblick des Verlustes der Heimat als offensichtlich wirkungslos erweisen. Ihre Antwort ist so knapp wie radikal: Die als eine der größten politischen Errungenschaften der Aufklärung verstandenen Menschenrechte sind illusionär.
Friedrich Weißbach geht Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte aus einer rechtsphilosophischen Perspektive auf den Grund. Ausgehend von einer eingehenden Analyse des Kapitels widmet er sich Arendts späteren Schriften und ergründet ihre im Text teils nur angedeuteten politiktheoretischen Thesen und Prämissen. Arendts Auseinandersetzung mit den Menschenrechten – so zeigt sich – muss als eine Fundamentalkritik an der bestehenden politischen Ordnung, dem damit einhergehenden Rechtsverständnis sowie den darüber vermittelten Konzepten von Gleichheit und Freiheit verstanden werden.
Um die Würde aller Menschen zu garantieren, bedarf es einer bedingungslosen Teilhabe an einer politischen Gemeinschaft. Dafür braucht es eine politische und rechtliche Konstitution jenseits des bestehenden Souveränitätsdenkens. Wie eine solche postsouveräne Ordnung mit Arendt gedacht werden kann, arbeitet Friedrich Weißbach anhand ihres Spätwerks heraus. Besonders hinsichtlich einer breit geführten Debatte um Flucht und Migration erweist sich das Buch als eine ebenso tiefgründige wie weiterführende Reflexion über eine der drängendsten Fragen unserer Zeit und stellt zugleich Arendt als entschiedene Rechtskritikerin und politische Visionärin vor.
Broschur, 191 Seiten, 148 x 210 mm
ersch. 9 Juni 2025
ISBN 978-3-86732-408-3
Preis: 25 €
Buchbesprechungen
Andrea Messner: Kann sich Menschenwürde für alle nur jenseits nationalstaatlicher Souveränität erfüllen? – Philosophie Magazin Online, 23.07.2025
Rodrigo Maruy: Buchrezension – Kritische Justiz, Heft 3, Nomos Verlag, Baden Baden, 2025.
Chaos steht selten als Erkenntnisobjekt der Wissenschaften im Fokus. Überwiegend dient der Begriff als Metapher für zu überwindende, unhaltbare Zustände. Die naturwissenschaftliche Chaostheorie beschäftigt sich mit der Erfassung schwer vorhersehbarer, komplexer Vorgänge. An einer Reflexion produktiver Eigenschaften und Potenziale von Chaos mangelt es hingegen. Dabei bezeichnet Chaos zunächst die Konfrontation des Menschen mit der vorbegrifflichen, noch nicht sprachlich geordneten und für ihn daher schwer erfassbaren Welt. Den Auswirkungen dieser Konfrontation gehen die Autorinnen und Autoren nach und beleuchten die Bedeutung von Chaos für die menschliche Psyche, deren neurologische Voraussetzungen sowie die Verarbeitung von Chaos durch Sprache, Denkstrukturen und gesellschaftliche Zusammenhänge. Chaos steht dabei für einen Möglichkeitsraum, der die menschliche Existenz und ihre ordnenden Denksysteme ständig herausfordert und bereichert. Es wird im Kontext von Subversion, neuen Sichtweisen und Reform sichtbar.
Broschur, 188 Seiten
ersch. 2018
ISBN 978-3-8305-4061-8
Preis: 23 €
In dem berühmten Kapitel »Die Aporien der Menschenrechte« aus ihrem 1955 erschienenen Buch »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« setzt sich Hannah Arendt mit dem Schicksal der Staatenlosen auseinander. Sie fragt, warum sich die Menschenrechte im Augenblick des Verlustes der Heimat als offensichtlich wirkungslos erweisen. Ihre Antwort ist so knapp wie radikal: Die als eine der größten politischen Errungenschaften der Aufklärung verstandenen Menschenrechte sind illusionär.
Friedrich Weißbach geht Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte aus einer rechtsphilosophischen Perspektive auf den Grund. Ausgehend von einer eingehenden Analyse des Kapitels widmet er sich Arendts späteren Schriften und ergründet ihre im Text teils nur angedeuteten politiktheoretischen Thesen und Prämissen. Arendts Auseinandersetzung mit den Menschenrechten – so zeigt sich – muss als eine Fundamentalkritik an der bestehenden politischen Ordnung, dem damit einhergehenden Rechtsverständnis sowie den darüber vermittelten Konzepten von Gleichheit und Freiheit verstanden werden.
Um die Würde aller Menschen zu garantieren, bedarf es einer bedingungslosen Teilhabe an einer politischen Gemeinschaft. Dafür braucht es eine politische und rechtliche Konstitution jenseits des bestehenden Souveränitätsdenkens. Wie eine solche postsouveräne Ordnung mit Arendt gedacht werden kann, arbeitet Friedrich Weißbach anhand ihres Spätwerks heraus. Besonders hinsichtlich einer breit geführten Debatte um Flucht und Migration erweist sich das Buch als eine ebenso tiefgründige wie weiterführende Reflexion über eine der drängendsten Fragen unserer Zeit und stellt zugleich Arendt als entschiedene Rechtskritikerin und politische Visionärin vor.
Broschur, 191 Seiten, 148 x 210 mm
ersch. 9 Juni 2025
ISBN 978-3-86732-408-3
Preis: 25 €
Buchbesprechungen
Andrea Messner: Kann sich Menschenwürde für alle nur jenseits nationalstaatlicher Souveränität erfüllen? – Philosophie Magazin Online, 23.07.2025
Rodrigo Maruy: Buchrezension – Kritische Justiz, Heft 3, Nomos Verlag, Baden Baden, 2025.
Chaos steht selten als Erkenntnisobjekt der Wissenschaften im Fokus. Überwiegend dient der Begriff als Metapher für zu überwindende, unhaltbare Zustände. Die naturwissenschaftliche Chaostheorie beschäftigt sich mit der Erfassung schwer vorhersehbarer, komplexer Vorgänge. An einer Reflexion produktiver Eigenschaften und Potenziale von Chaos mangelt es hingegen. Dabei bezeichnet Chaos zunächst die Konfrontation des Menschen mit der vorbegrifflichen, noch nicht sprachlich geordneten und für ihn daher schwer erfassbaren Welt. Den Auswirkungen dieser Konfrontation gehen die Autorinnen und Autoren nach und beleuchten die Bedeutung von Chaos für die menschliche Psyche, deren neurologische Voraussetzungen sowie die Verarbeitung von Chaos durch Sprache, Denkstrukturen und gesellschaftliche Zusammenhänge. Chaos steht dabei für einen Möglichkeitsraum, der die menschliche Existenz und ihre ordnenden Denksysteme ständig herausfordert und bereichert. Es wird im Kontext von Subversion, neuen Sichtweisen und Reform sichtbar.
Broschur, 188 Seiten
ersch. 2018
ISBN 978-3-8305-4061-8
Preis: 23 €